Ausflugsziele_systembolaget

...Ausflugsziel: systembolaget...

Für uns ist das äußerst befremdlich, aber in Schweden ist es nach wie vor so, dass man keine alkoholhaltigen Getränke (mehr als 3,5 %) in einem normalen Lebensmittelgeschäft erwerben kann. Selbst nach Eintritt in die EU hat sich das nicht geändert. Das Systembolaget (die Schweden nennen es auch kurz Systemet oder Bolaget) ist ein staatliches Unternehmen, über das (beinahe) sämtliche alkoholischen Getränke in Schweden verkauft werden.

Die Einführung des Systembolaget geht auf die Abstinenzbewegung des frühen 19. Jahrhunderts zurück, die in Schweden eine große Sache war. Ähnlich der in den USA z.B. – wo einem der Begriff der Prohibition (und der Temperenzbewegung) ja etwas sagt. Ähnlich wie dort auch hat man die sozialen Probleme der Zeit vor allem mit dem hohen Alkoholkonsum begründet. (Was zu Teilen ja auch zutraf, auch wenn man damit sicher nicht das Übel bei der Wurzel packte, sondern lediglich Symptome bekämpfte…) Wie auch immer.

Anders als in den USA gab es aber kein totales Verbot (war ganz knapp allerdings..), sondern man schaffte das Systembolaget, um durch die Verstaatlichung der Alkoholproduktion und des Alkoholvertriebes private Gewinninteressen auszuschalten, und den Konsum zu kontrollieren. Die Alkohol-Ausgabe wurde zudem bis in die 50er Jahre rationiert. Und auch wenn diese Rationierung wie gesagt Mitte der 50er abgeschafft wurde, so gab es trotzdem bis in die 90er Jahre nur wenige solcher Geschäfte – mit begrenzten Öffnungszeiten, keiner Selbstbedienung, und langen Wartezeiten. Erst mit Eintritt in die EU haben sich die Gesetze gelockert, Produktion, Import und Export sind nicht mehr in ausschließlich staatlicher Hand, und man kann z.B. auch übers Internet alkoholische Getränke bestellen. Allerding müsste man dann trotzdem erhebliche Steuern zahlen, weshalb sich das Ganze kaum rechnet.

Drum fahren die Schweden auch nach wie vor an die Grenze, und decken sich dort mit Wein, Bier und Co. für den Eigengebrauch ein, was erlaubt ist. Glück gehabt!

Witzig ist für uns auch das: Es gibt nicht in jeder Stadt, in jedem Örtchen ein Systembolaget, weshalb heutzutage auch Lizenzen an andere Geschäfte vergeben werden. So kommt es hin und wieder zu kuriosen Verbindungen. In Virserum kann man beim örtlichen Maler Lacke, Tapeten und Pinsel kaufen. Außerdem Bier und Schnaps. Einmal in der Woche…